Wenn wir uns darauf beziehen, was jemand anderes gesagt hat, haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können das Gesagte entweder wörtlich wiedergeben (He said: „I bought a new car“) oder aber indirekt (He said (that) he had bought a new car). In der direkten Rede wechselt die Sprecher-Perspektive vom Sprecher des Ganzen zum Sprecher des Zitats. In der indirekten Rede gibt es nur einen Sprecher, der sich auch auf das bezieht, was jemand anderes gesagt hat. Ob das, was jemand anderes gesagt hat, stimmt, ist prinzipiell ungewiss. Deshalb distanziert sich der Sprecher des Ganzen vom Sprecher des Zitats, indem er sich das Zitat im Konjunktiv zu eigen macht. Dieser Konjunktiv wird im Deutschen noch als solcher erkannt (Er sagte, dass er sich ein neues Auto gekauft hätte); im Englischen wird die Distanzierung durch bestimmte Zeitformen des Verbs (ähnlich wie bei if-Sätzen) ausgedrückt. Meistens wurde das, was durch die indirekte Rede ausgedrückt wird, vorher gesagt; deshalb verschiebt sich die Zeitform des Verbs beim Wechsel von direkter zu indirekter Rede generell in Richtung Vergangenheit. Die folgende Tabelle zeigt diese Verschiebungen:
direkte Rede: present simple - I like apples.
indirekte Rede: past simple - She said she liked apples.
direkte Rede: present progressive - Are you speaking to me?
indirekte Rede: past progressive - A man asked me if I was speaking to him.
direkte Rede: past simple - I didn’t do this.
indirekte Rede: past perfect - She insisted that she hadn’t done that.
direkte Rede: present perfect - You have broken my alarm clock.
indirekte Rede: past perfect - She complained that I had broken her alarm clock.
direkte Rede: past progressive - I was sleeping at that time.
indirekte Rede: past perfect progressive - He said he had been sleeping at that time.
direkte Rede: past perfect - We hadn’t met before then.
indirekte Rede: past perfect - You told me you hadn’t met before then.
direkte Rede: future 1 (will, can, may) - I’ll call you back.
indirekte Rede: conditional 1 (would, could, might) - She promised she would call me back.
direkte Rede: andere Modalverben (would, could, should, might, ought to, used to) - I would do it.
indirekte Rede: bleiben unverändert - He told me he would do it.
Da die Situation der indirekten Rede eine andere ist als die der direkten Rede (sie findet später und möglicherweise an einem anderen Ort statt, der Sprecher ist meist ein anderer), müssen in der Regel Wörter, die sich auf die unmittelbare Situation der direkten Rede beziehen, in der indirekten Rede geändert werden. Einige dieser Änderungen werden in der folgenden Tabelle dargestellt:
direkte Rede: 1. Person Singular - I speak five languages.
indirekte Rede: 3. Person Singular - She said that she spoke five languages.
direkte Rede: 2. Person Singular - You are stupid.
indirekte Rede: 1. Person Singular - He said I was stupid.
direkte Rede: here - I wanted to be here by ten o’clock.
indirekte Rede: there - She told me that she had wanted to be there by ten o’clock.
direkte Rede: this - This is a mistake.
indirekte Rede: that - He admitted that that was a mistake.
direkte Rede: these - I grow these radishes myself.
indirekte Rede: those - She said she grew those radishes herself.
direkte Rede: today - I’m coming later today.
indirekte Rede: that day - Olga said that she was coming later that day.
direkte Rede: tomorrow - You can do that tomorrow.
indirekte Rede: the following day - He suggested that I could do that the following day.
Jede Regel im Zusammenhang mit indirekter Rede kann jedoch hinfällig werden, wenn die Situation nicht die eingangs genannten Merkmale indirekter Rede aufweist – wenn etwa
1. die indirekte Rede unmittelbar auf die direkte Rede folgt, also kaum ein Zeitunterschied gegeben ist;
2. der Sachverhalt der direkten Rede permanent ist, also auch zum Zeitpunkt der indirekten Rede zutrifft;
3. der Sprecher der direkten Rede auch der Sprecher der indirekten Rede ist.
Hier sind einige Beispiele, die von den Regeln abweichen:
Die Situation: Drei Jungen unterhalten sich. Auf die Behauptung des ersten hin wiederholt der zweite dessen Behauptung gegenüber dem dritten.
direkte Rede: I am faster than you.
indirekte Rede: Do you hear that? He claims he is faster than me.
Hier geht es um eine permanente Situation.
direkte Rede: I think I work 14 hours a day.
indirekte Rede: Ms Enfield thinks she works 14 hours a day.
Die Situation: Zwei Männer wollen ein Problem lösen. Der eine sagt dem anderen, dass sie das zusammen machen. Der andere fängt jedoch einfach an. Daraufhin beschwert sich der erste.
direkte Rede: We will do this together.
indirekte Rede: Are you not listening? I told you that we will do this together.
Ähnlich wie in der vorigen Situation wird hier die direkte Rede vom selben Sprecher noch einmal in indirekter Rede wiederholt. Die indirekte Rede wird jedoch nicht durch einen that-Satz, sondern durch einen to-Infinitiv ausgedrückt.
direkte Rede: Mind your own business.
indirekte Rede: I told you to mind your own business.
Hier findet die indirekte Rede am selben Tag wie die direkte Rede statt, so dass die zeitliche Perspektive in beiden Fällen die gleiche ist.
direkte Rede: I’m going to the cinema tomorrow.
indirekte Rede: She said she is going to the cinema tomorrow.
Bei der ersten indirekten Rede nimmt der Sprecher an, dass das, was Sue gesagt hat, stimmt; im zweiten Fall lässt er Zweifel am Wahrheitsgehalt von Sues Aussage durchblicken.
direkte Rede: I have a boyfriend.
indirekte Rede: Sue said she has a boyfriend. ODER: Sue said she had a boyfriend.
Steht das die indirekte Rede einleitende Verb im present, future oder present perfect, so bleibt die Zeitform des Verbs in der Regel dieselbe wie in der direkten Rede.
direkte Rede: Will he be on time?
indirekte Rede: She asks if he will be on time.
Die Frage der direkten Rede wird erst in der Zukunft gestellt. Daher gilt die gleiche Regel wie im vorigen Beispiel.
direkte Rede: Was the exam successful?
indirekte Rede: I’m sure he will ask you if the exam was successful.
Hier ist das einleitende Verb im present perfect. Daher gilt die gleiche Regel wie bei den beiden vorigen Beispielen.
direkte Rede: I don’t want to stay.
indirekte Rede: I’ve just told you that I don’t want to stay.
Fazit zum Thema indirekte Rede: Die angegebenen Regeln dürfen nicht sklavisch angewandt werden. Es muss immer die Gesamtsituation berücksichtigt werden: Wer sagt wann etwas und wie viele Personen sind involviert? Worauf bezieht sich das Gesagte? Gibt es Änderungen in Bezug auf die Sprecherperspektive und den Zeithorizont? Wie sicher ist es, dass das, was gesagt wurde, stimmt? Wer die Gesamtsituation berücksichtigt und die entsprechenden Zeitformen verwendet, wird bei der indirekten Rede automatisch richtig liegen.